Ri Hyang Ok, Mittelfeldspielerin

 

»Wenn man das Spielfeld betritt, dann ist es, als ob das Herz weit wird, und als ob man in jede Welt eintreten könnte.«

 

Rückennummer: 19
* 18.12.1977
Größe: 1,70 m
Wettkampfgewicht: 58 kg
Position: Mittelfeldspielerin/Spielmacherin
Club: Rimyongsu
Weltmeisterschaft 1999: Spielt alle drei Spiele zur Gänze, damals mit Rückennummer 7.
Asienmeisterschaft 2001: Ja
Asienmeisterschaft 2003: Ja
Weltmeisterschaft 2003: Spielt alle drei Spiele zur Gänze.
Olympia-Qualifikation 2004: Schießt drittes und viertes Tor im Spiel um den – wertlosen – dritten Platz gegen S-Korea (1. Ri Kum Suk, 2. Sok Chun Myong, 5. O Kum Ran).
Titel: Asienmeisterin 2001 und 2003,
Goldmedaille Asiade 2002


Ri Hyang Ok beendet ihre aktive Karriere nach der verpassten Olympia-Qualifikation 2004. Beginnt ein Englisch-Studium an der Pjöngjang Universität für Fremdsprachen und ist heute eine der vier FIFA-Schiedsrichterinnen Nordkoreas.

 

2 mal 3 mal 90 Minuten, das ist Rekord. Hyang Ok ist die einzige Spielerin im nordkoreanischen Team, die in allen Spielen aller Weltmeisterschaften jede einzelne Minute lang auf dem Feld steht. Das würde man ihr gar nicht ansehen: weder ist sie die große Veteranin, noch wirkt sie besonders kräftig oder zäh – 7 cm größer als »Tank« Pyol Hi, wiegt sie um drei Kilo weniger und erscheint eher fragil. Als Ra Mi Ae ihre Teamkollegin für die Kamera vorstellt, bestätigt sie das prompt: » ... wiegt ein Bisschen wenig für ihre Größe!« sagt sie.

Im letzten Spiel ihrer Karriere schießt Hyang Ok zwei Tore. Es ist das Spiel um den dritten Platz in der gegen Japan verpassten Olympia-Qualifikation 2004. Nordkorea gewinnt schließlich 5:1 gegen die ansich starken Südkoreanerinnen, wie um das japanische Ergebnis Lügen zu strafen – geändert hat das freilich nichts mehr: der Traum von Athen 2004 war geplatzt, Hyang Ok wird, wie etliche andere Stammspielerinnen, pensioniert. Das internationale Parkett wird sie freilich auch in Zukunft nicht verlassen. Sie hat begonnen englisch zu lernen und ist heute eine der vier FIFA-Schiedsrichterinnen der Volksrepublik Korea.

Mi Ae sagt über die Mittelfeldspielerin sie sei die »Team Beauty«, und dass alle Männer verrückt nach ihr seien. Was Hyang Ok mit einem stoischen »... ich interessiere mich nicht für Männer« quittiert. Ein Jahr später ist sie verheiratet: während Ra Mi Ae ihre Lebensanschauung eher kompromisslos durchzusetzen versucht, scheint Hyang Ok die Schritte sehr bedacht zu setzen, die ihrer weiteren Karriere dienlich sind. Ein fescher Ehemann, der selbst Funktionär im Sportbereich ist, kann dabei vielleicht nicht schaden? Aber sie ist trotzdem keine, die sich’s leicht macht: den Wunsch Fußballerin zu werden setzt sie einst gegen den massiven Widerstand ihrer Eltern durch. Heute entschuldigen die sich dafür, und Hyang Ok ist stolz, dass sie einen eigenwilligen Weg als Frau eingeschlagen hat. Und damit erfolgreich war.

Hyang Ok und Mi Ae sind beste Freundinnen: der »elegante Schwan«, beherrscht und immer auf einen guten Eindruck bedacht, und das »kleine Geschoss«, das das Herz auf der Zunge trägt. Bei den Turnieren im Ausland sind die beiden oft zusammen gesteckt, haben wohl die Last stressiger Zeiten geteilt, aufregende Erfahrungen gemeinsam verarbeitet. Heute sehen sie sich nicht mehr oft, denn die neuen Familienleben, die unterschiedlichen beruflichen Wege machen das schwierig. Aber wenn sie doch einmal gemeinsam ausgehen, dann ist die alte Vertrautheit sofort wieder da: dann schlendern sie durch die dunklen Prunkboulevards, in denen nachts keine Straßenbeleuchtung brennt, und über den Taedong glüht das Rot der Flamme des Juche Tower. Vielleicht setzen sie sich auf die kleine Mauer am Ufer und kauen ein wenig getrockneten Fisch. Was sie reden, werden wir nicht wissen, denn wir sind wieder in Wien und nach Nordkorea werden wir wahrscheinlich nie mehr zurückkommen.