So etwas wie Pjöngjang hatte ich noch nie gesehen.

 

Angefangen vom Straßenbild, das frei von Werbeplakaten, Schaufenstern, Cafes und international geläufigen Marken-Logos ist, stattdessen an jeder Ecke Inschriften und Propagandaposter, die dem Volk die aktuellen Parolen verkünden. Breite, vielspurige Boulevards, in denen kaum ein Auto fährt, blitzsauber und ganz ruhig. Die PassantInnen nicht in unserer globalisierten Mode gekleidet, sondern in militärischem graubraungrün oder zuckerlbunten Schmetterlingskleidern, dem koreanischen »Dirndl«, also der traditionellen Frauen-Tracht »Tsogori«. Dann die Unmöglichkeit sich frei in der Stadt zu bewegen: bereits am Flughafen wird man von seiner Guide-Person in Empfang genommen, die einem – außerhalb des Hotels – nicht mehr von der Seite weichen wird, solange bis sie einen bei der Abreise wieder in den Flieger setzt. Sie trägt, wie jedeR NordkoreanerIn ein Abzeichen am Revers, auf dem Kim Il Sung oder Kim Jong Il abgebildet sind, und in jedem zweiten Satz wird sie den »Großen Führer« preisen, dem all das Wunderbare zu verdanken ist, das einem während des Aufenthalts vorgeführt wird. Dieses Erlebnis war wie ein Schock, und hat mich provoziert zu hinterfragen wie es dazu kommen konnte, dass es dort so ist wie es ist, und »bei uns« so ist, wie es bei uns ist.

Die Entscheidung zu diesem Zweck Fußballerinnen zu porträtieren mag daraus entstanden sein, dass ich der Verstörung und Fremdheit einen vertrauten Bezugspunkt entgegensetzen wollte: junge Frauen, die den Ehrgeiz haben, etwas zu bewirken in ihrem Leben, und dabei ständig an den »Dos« and »Don'ts« der Gesellschaft anecken, das schien mir eine universell menschliche Geschichte zu sein, von der ausgehend ich mich den Spezifika der fremden Kultur annähern wollte.


Ich werde oft gefragt, ob es für ein Filmteam nicht wahnsinnig restriktiv ist, in dem totalitären Überwachungsregime zu drehen. Aber für mich waren die Restriktionen bereits ein Teil der Geschichte: wir wollten nicht zeigen, was wir in Nordkorea sehen, wir wollten sehen, was diese Frauen uns zeigen.

 

Brigitte Weich, Regisseurin