Jin Pyol Hi, Stürmerin

 

»Mir war es immer das Wichtigste, dem General Freude zu bereiten. Und wenn ich das erreichen kann, indem ich gut Fußball spiele, dann muss ich das unbedingt machen.«

 

Rückennummer: 10
* 19.8.1980
Größe: 1,63m
Wettkampfgewicht: 61 kg
Position: Stürmerin
Club: Wolmido
Weltmeisterschaft 1999: Damals 18 Jahre. Damals Rückennummer 15. Spielt alle drei Spiele, außer die letzte halbe Stunde im letzten Spiel (gegen USA). Schießt das erste Tor im Dänemark-Spiel (Pass von Jo Song Ok, die das zweite Tor in diesem Spiel macht und das eine Tor im Nigeria-Spiel; drittes Tor im DK-Spiel durch Kim Kum Sil = Nummer 10, Mittelfeldspielerin; hat auch das 1:0-Tor gegen Japan im Semifinale der Asiatischen Meisterschaften im Nov. 1997 gemacht, was dem Team diese seine erste WM-Qualifikation verschafft hat).
Asienmeisterschaft 2001: Macht alle drei Tore (16‘, 34‘, 65‘) im Semifinale gegen China (1 Gegentreffer durch Sun Wen 44‘), die davor sieben Mal (= 15 Jahre lang) in ununterbrochener Reihe gewonnen hatten.
Asiade 2002: Macht die ersten beiden Tore gegen Vietnam im letzten Spiel (3. Ri Kum Suk, 4. Yun Yong Hi); die DVRK gewinnt das erste Mal, nach drei Mal China = 12 Jahre (China 2., Japan 3.).
Asienmeisterschaft 2003: Schießt das zweite Tor im 2:2-Unentschieden gegen S-Korea; Assist zum ersten Tor (Ri Kum Suk) im Semifinale gegen Japan.
Weltmeisterschaft 2003: Spielt alle drei Spiele zur Gänze, schießt zwei Tore (13‘ und 88‘) gegen Nigeria, »Bud Light Player of the Match« im Spiel gegen Nigeria.
Olympia-Qualifikation 2004: ja
Titel: Asienmeisterin 2001 und 2003,
Goldmedaille Asiade 2002



Jin Pyol Hi laboriert an einer alten Knieverletzung, die sie nicht in den Griff bekommt, und beendet mit 25 Jahren ihre aktive Karriere nach der verpassten Olympia-Qualifikation 2004.


Pyol heißt Stern und ein Star ist Pyol Hi in der Tat. Würde Nordkorea Spielerinnen handeln, würde sie in einer ausländischen Liga spielen – in Amerika vielleicht, oder in Schweden. Die Entthronung der Chinesinnen war ihr Werk: mit einem 3:1-Hattrick hat sie im Semifinale deren 15-jährige Siegesserie bei den Asienmeisterschaften 2001 beendet und die meisten WM-Tore des nordkoreanischen Teams gehen auf ihr Konto.

Als sie ihr erstes erzielt, ist sie erst 18 Jahre alt. Auf den wenigen und schlechten Bildern, die man von damals im Internet von ihr finden kann, scheint sie viel älter auszusehen, scharfkantig und hart. Damals, 1999, da war gerade die große Versorgungskrise halbwegs überstanden, mit der Nordkorea seit Mitte der 90-er Jahre gekämpft hatte. Hunderttausende sind damals an Hunger gestorben, die Toten lagen angeblich ich den schönen, hellen, sauberen Straßen des Arbeiterparadieses Pjöngjang. Die Polemik um diese Zeit ist vielfältig und kontrovers: während es Kommentatoren gibt, die meinen, Kim Jong Il habe absichtsvoll Provinzen, die widerständig erschienen, aushungern lassen, ist für das offizielle Nordkorea der »Beschwerliche Marsch« eine weitere Prüfung, mit der das Volk den Anfeindungen der westlichen Imperialisten zu widerstehen hatte.

Wie war das für Pyol Hi und die anderen – der Gedanke geht einem nicht aus dem Kopf –, dass sie zu Leistungssportlerinnen aufgebaut wurden, während andere verhungert sind? Kann man einer 15-jährigen vorwerfen, dass sie überleben wollte?

Sie ist hart. Sie ist stur. Sie ist zäh. In dem Interview mit den Spielerinnen, in dem wir diese Zeit ansprechen, sagt sie kein Wort.

Bei der Olympia-Qualifikation 2004 fasst sie gegen Japan in der zweiten Halbzeit eine gelbe Karte aus, so wütend ist sie in diesem Spiel, wo nichts gelingen will. Wo grölend die feindlichen Anhänger von den Tribünen höhnen, und es tatsächlich schaffen die Gefährtinnen so zu irritieren, dass ein Fehler sich zum nächsten addiert. Pyol Hi’s heiße Wut nützt nichts, und schmählich und völlig unerwartet gehen sie schließlich unter.

Sie ist zäh, sie ist hart, sie ist stur – doch ihren Körper kann sie nicht besiegen: während ihre Kollegin im Angriff, der zweite große Star im koreanischen Team dieser Zeit, Ri Kum Suk, noch bis zum 31. Lebensjahr weiter spielt, sich im Finale der Asiade 2006 an Japan revanchiert, nach dem ersten Remis gegen USA 2007 erstmals in ein WM-Viertelfinale einzieht, und 2008 erstmals an Olympischen Spielen teilnimmt, muss sie nach der schmachvollen Niederlage mit knapp 25 Jahren den aktiven Hochleistungssport aufgeben.

Sie ist stur, sie ist zäh, sie ist hart. Und jetzt ist sie verliebt. Sie wird eine Familie gründen und den Platz der Frau im Haus einnehmen. Das wird auch interessant, sagt sie. Ob das Ausnahmetalent vielleicht einst als Trainerin wieder in die Stadien der Welt zurückkehren wird? An andere weitergeben, was ihr selbst so früh versagt wurde?